School Nursing (Schulgesundheitspflege) (2024)

Die School Nurse oder Schulgesundheitspfleger/in ist eine wichtige medizinische Vertrauensperson für Schülerinnen und Schüler. Prävention und Gesundheitsförderung sollten als fester Bestandteil in den schulischen Alltag von Kindern und Jugendlichen gehören, denn Studien belegen, dass ein Zusammenhang zwischen Lebensbedingungen, Gesundheit und Bildungserfolg besteht. In der Schule soll daher nach dem Ansatz der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht nur Wissen erworben, sondern auch der Grundstein für ein gesundes Leben gelegt werden: Dort soll Gesundheit gelernt, erfahren und gefördert werden. Hier kommt die School Nurse ins Spiel.

In Großbritannien, Finnland, Schweden, den USA, Südafrika, Australien, China, Korea und anderen Ländern wird die Schulgesundheitspflege, international als School Nursing bezeichnet, bereits erfolgreich an allen Grund- und weiterführenden Schulen eingesetzt. Diese spezialisierten Pflegefachpersonen übernehmen die Gesundheitsversorgung, -förderung und -prävention der Kinder und Jugendlichen während des Schulbesuches.

School Nursing: Aufgaben

School Nurses versorgen Kinder beim Auftreten akuter Erkrankungen, leisten Erste Hilfe bei Unfällen, unterstützen chronisch kranke und/oder behinderte Kinder und informieren und beraten sowohl die Kinder selbst als auch deren Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrer. Speziell für Kinder mit besonderen gesundheitlichen Bedürfnissen wie Diabetes, Asthma oder Allergien ist die School Nurse eine Unterstützung im Schulalltag. Zum School Nursing gehört aber nicht nur die Arbeit direkt mit Kindern, sondern School Nurses helfen auch bei der Planung gesunder Mahlzeiten in der Schulmensa oder unterstützen die Bewegungsförderung in Pausen und Freistunden durch eine gesundheitsförderliche Gestaltung des Pausenhofes und entsprechende Sportprogramme.

Die School Nurse ist darüber hinaus eine wichtige Vertrauensperson für die Schüler/innen, die während der Schulzeit vor Ort und auch für sensible Angelegenheiten zuhause oder bei psychischen Problemen ansprechbar ist. Bei ernsten Fällen leitet sie die Kinder an einen Facharzt weiter oder organisiert die weiterführende Behandlung im Krankenhaus. Dies ist ein besonders sensibler Tätigkeitsbereich, denn die School Nurse unterstützt und berät Schüler, deren Gesundheit gefährdet ist, z.B. Kinder mit Missbrauchserfahrungen oder in Situationen häuslicher Vernachlässigung sowie Kinder, die ihre Eltern pflegen und/oder psychisch kranke Eltern haben.

Ferner fördert die School Nurse die Inklusion von Schüler/innen mit Behinderungen oder stellt durch regelmäßige Untersuchungen den gesundheitlichen Zustand der Kinder und Jugendlichen sicher. Sie bietet Beratungs- und Informationsgespräche sowie Schulungen für Kinder und Jugendliche, Eltern und Lehrer an und organisiert präventive Maßnahmen wie z.B. Impfprogramme. School Nurses geben ferner Unterricht zu Gesundheitsthemen (z.B. Alkoholkonsum, Rauchen, Sexualität, HIV/AIDS-Prävention, Unfallvermeidung, Ernährung, Bewegung etc.) und wirken bei der Gestaltung des Schulhofs und einer gesunden schulischen Umgebung (z.B. Sicherheit auf dem Schulweg, Unfallvermeidung, Maßnahmen gegen Lärm- und Umweltverschmutzung) mit.

School Nursing: Vorteile

Die Vorteile einer School Nurse liegen vor allem in ihrer einfachen Zugänglichkeit und speziellen Schulung auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen im schulischen Umfeld. Bei akut auftretenden Problemen ist sie sofort vor Ort und kann entweder selbst eingreifen oder das erkrankte Kind an einen geeigneten Facharzt oder ins Krankenhaus weiterleiten. Somit werden Lehrerpersonal und Direktor/innen von ihrer bisherigen Verantwortung für das gesundheitliche Wohlergehen ihrer Schützlinge entlastet.

In welchen Ländern gibt es bereits School Nursing?

School Nursing wird bereits seit Jahren mit großem Erfolg in Großbritannien, Finnland, Schweden, den USA, Australien, Südafrika, China, Korea und anderen Ländern an allen Grund- und weiterführenden Schulen eingesetzt.

Das Department of Health (= Gesundheitsministerium) in Großbritannien beschreibt in seinem Forschungspapier „Getting it right for children, young people, and families“ die School Nurse oder Specialist Community Public Health Nurse (SCPHN) in der öffentlichen Gesundheitsversorgung als qualifizierte Pflegefachperson oder Hebamme mit einem Studium in Gesundheitserziehung und Gesundheitsbedürfnissen von Schulkindern und Jugendlichen.

In Schweden ist jede Schule gesetzlich verpflichtet, eine School Nurse zur Gesundheitsversorgung der Schülerinnen und Schüler zu beschäftigen. Dort kümmern sich 2.800 School Nurses um eine Million Schüler, wobei eine School Nurse für durchschnittlich 500 – 600 Kinder zuständig ist. Unterstützt wird die School Nurse in einem schulischen Gesundheitsteam von Sozialarbeiter/innen, Schulpsycholog/innen, und Schulärzt/innen. Dort verfügen School Nurses über ein abgeschlossenes dreijähriges Pflegestudium mit Bachelorabschluss, zweijährige einschlägige Berufserfahrung und eine Weiterbildung in Kinderkrankenpflege oder zur District Nurse.

In Finnland gilt dasselbe, dort qualifizieren sich School Nurses jedoch durch ein vierjähriges Studium an einer Fachhochschule.

Einflüsse auf die Gesundheitsversorgung

Schulgesundheitspflege durch School Nurses ist ein Gewinn für Gesundheit und Bildung gleichermaßen. Wer seinen Schülern nicht nur eine fachlich geschulte Gesundheitsversorgung vor Ort, sondern auch umfangreiche Bildung in diesem Bereich vermitteln kann, trägt deutlich zur Verbesserung der allgemeinen Bildung bei.

Das Ziel eines flächendeckenden Einsatzes von School Nursing ist die nachhaltig wirksame Steigerung der Schul- und Gesundheitsqualität. Als zentraler Ansprechpartner für alle gesundheitlichen Belange der Schüler bringt die School Nurse nicht nur niederschwellig fachliches Wissen in den Schulalltag ein, sondern kann durch ihre fachliche Kompetenz Lernschwächen und ähnliche Störungen erkennen und somit eventuell verhindern, dass – wie derzeit der Fall – 10% eines Schuljahrgangs die Schule ohne Bildungsabschluss verlassen. Die School Nurse verbessert dadurch nicht nur die Gesundheitsversorgung an Schulen, sondern leistet auch in sozialer Hinsicht einen entscheidenden Beitrag.

Wie sieht es mit der School Nurse in Deutschland aus?

School Nurses in Deutschland benötigen zu ihrem flächendeckenden Einsatz geeignete Strukturen sowie eine einheitliche fachliche Aus- und Weiterbildung bzw. ein spezielles Studium; derzeit gibt es jedoch leider noch keinen einheitlichen Weg für die Qualifizierung als Schulgesundheitsfachkraft. Gegenwärtig wird zwar an der Entwicklung eines einheitlichen Modells der Schulgesundheitspflege gearbeitet, bislang haben jedoch fast ausschließlich internationale Schulen in Deutschland School Nurses engagiert – hauptsächlich weil ausländische Eltern dies von ihren Herkunftsländern gewohnt sind und auch in Deutschland erwarten.

Als erste Bundesländer sind derzeit Brandenburg, Hessen und Bremen im Begriff, Schulgesundheitsfachkräfte zu etablieren. In Brandenburg läuft seit 2016 ein Modellprojekt an 27 Schulen mit examinierten Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/innen, beziehungsweise Gesundheits- und Krankenpfleger/innen, dessen Träger die Arbeiterwohlfahrt (AWO) ist. Das Bundesland Hessen setzt derzeit ein ähnliches Projekt an zehn allgemeinbildenden Schulen unter der Schirmherrschaft des Projektträgers Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. (HAGE) um. Das Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Charité Universitätsmedizin Berlin evaluiert diese beiden Modellprojekte, welche bereits jetzt so viel positive Resonanz erhalten haben, dass vereinzelte Schulen unabhängig vom noch ausstehenden Ergebnis Stellen für Schulgesundheitsfachkräfte ausgeschrieben haben.

In Bremen werden seit Beginn des Schuljahrs 2018/2019 sieben „Fachkräfte für Prävention und Gesundheitsförderung“ in einem dreijährigen Modellprojekt eingesetzt. Voraussetzung für diese Tätigkeit ist eine abgeschlossene Ausbildung als Pflegefachkraft oder Hebamme zzgl. eines abgeschlossenen Bachelorstudiums in Public Health oder ein gleichwertiger Abschluss. Pflegebezogene Bachelor-Studiengänge wie Public Health bieten generell eine gute Voraussetzung, um in dieses im Entstehen begriffene Berufsfeld einzusteigen. Angebote hierzu finden sich z.B. an der Universität Bremen oder der EHS Darmstadt, welche einen Studiengang Pflege und Gesundheitsförderung mit dem Schwerpunkt in Schulgesundheitspflege anbietet.

Voraussetzungen für School Nursing in Deutschland

Wer sich für eine Tätigkeit als School Nurse interessiert, sollte auf jeden Fall über Fachkenntnisse in Pädiatrie, Notfallversorgung, Public Health und Gesundheitsförderung verfügen. Diejenigen vereinzelten Pflegefachpersonen, welche derzeit in einzelnen Schulen (meist mit privater Trägerschaft und vor allem international ausgerichtete Schulen) die Aufgaben einer School Nurse wahrnehmen, verfügen überwiegend über diese Voraussetzungen. Genauso wenig wie ein einheitliches Qualifizierungskonzept gibt es derzeit jedoch ein Finanzierungskonzept für School Nurses. Es ist daher unverzichtbar, die Gegebenheiten der einzelnen Bundesländer genau zu studieren, um als School Nurse tätig zu werden.

School Nursing studieren

Neben der Uni Bremen oder der EHS Darmstadt mit ihren Studiengängen Pflege und Gesundheitsförderung mit dem Schwerpunkt in Schulgesundheitspflege bietet die Medical School Hamburg (MSH) den Bachelorstudiengang Advanced Nursing Practice (auch bekannt unter dem Namen Advanced Practice Nursing) an, welcher ähnlich ausgerichtet ist. Dieser Bachelorstudiengang ist durch seine Spezialisierung auf die Bereiche Intensivmedizin und Intensivpflege, aber auch Notfallmedizin und Notfallmanagement gekennzeichnet, was für das School Nursing wichtig ist. Nach erfolgreichem Abschluss verleiht die Hochschule den international anerkannten akademischen Grad Bachelor of Science, mit welchem sich Einsatzgebiete wie ambulante und stationäre Versorgungseinrichtungen, Gesundheitsdienstleister, Unternehmen in der Gesundheitsbranche und eben auch Schulen erschließen. Die Studienform ist in Teilzeit über sechs oder neun Semester hinweg organisiert und schlägt mit einer Studiengebühr in Höhe von 390 Euro pro Monat sowie einer einmaligen Einschreibegebühr von 100 Euro zu Buche. Der nächstmögliche Studienbeginn ist für das Wintersemester 2021, welches am 01. Oktober 2021 beginnt.

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